Übersicht zu persönlichen Geschichten von Kriegsdienstverweigerern aus der Bundesrepublik Deutschland (BRD)
Peter Grohmann (geb. 1937): "Das Vaterland auf andere Weise retten"
Der Kabarettist Peter Grohmann gehörte 1961 zu den ersten deutschen Zivis. In einem SPIEGEL-Interview erzählt er von der Gewissensprüfung und von Missachtung, wie er trotzig für Frieden eintrat - und am Ende nur Geranien gießen durfte.
Gert Mathiesen (geb. 1938): Als Kriegsdienstverweigerung noch viel Mut erforderte
Weil sich Familienangehörige gegen Verweigerung aussprachen, ging er vermeintlichen Kompromiss ein und wollte im Sanitätsdienst eingesetzt werden. Von Januar bis Dezember 1960 leistete er Wehrdienst. Danach stellte er Antrag auf Kriegsdienstverweigerung, wurde nach Ablehnung durch „Prüfungsausschuss“ schließlich von der „Prüfungskommission“ anerkannt.
Wolfram Frommlet (geb. 1945): "Da möchte ich lieber nicht mitmachen"
Hat Kriegsdienstverweigerung beantragt; bekam Ende 1963 Anhörungstermin, dieser wurde wegen kritischer Bemerkung abgebrochen; danach nie wieder etwas von der Bundeswehr gehört, dafür aber erfolgreiche KDV-Beratung gemacht.
Jürgen Dornis (geb. 1950): „Ohne Ehrfurcht vor dem Leben hat die Menschheit keine Zukunft.“ (Albert Schweitzer)
Zurückstellung vom Wehrdienst wegen Theologiestudium, nach dessen Abbruch Antrag auf KDV mit ausführlicher Begründung, in mündlicher Verhandlung vor dem „Prüfungsausschuss“ trotz Frontalangriff durch einen Beisitzer als Kriegsdienstverweigerer anerkannt.
Michael Schmid (geb. 1951): Mein langer (Um-)Weg zur Kriegsdienstverweigerung
Folgte 1972 Einberufungsbefehl zur Bundeswehr; wurde nach „vorübergehender Dienstunfähigkeit“ vorzeitig entlassen; in der Aufarbeitung des Schockerlebnisses „Bundeswehr“ kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragen und in der Folge friedenspolitisch aktiv; in mündlicher Verhandlung vom „Prüfungsausschuss“ als Kriegsdienstverweigerer anerkannt.
Ernst-Ludwig Iskenius (1952): „Meine Kriegsdienstverweigerung hat mich mein Leben lang geprägt“
Auf seinem Weg zur Kriegsdienstverweigerung war Religionslehrer wichtig, mit dem er das Vorhaben gründlich besprochen und der ihn auch bei der KDV-Verhandlung begleitet hat. Die Verhandlung verlief erfolgreich. „Ersatzdienst“ musste er aufgrund Musterungsergebnis keinen machen. Ist bis heute vielfach friedenspolitisch aktiv.
Wolfgang Strasser (geb. 1952): "Was wissen Sie über den Konflikt in Ostpakistan?"
Hat Anfang 1971 vor der Musterung Antrag auf KDV gestellt. Vom Prüfungsausschuss wurde sein Antrag abgelehnt. Nach gründlicher Vorbereitung wurde er in 2. Instanz von der Prüfungskammer dann als Kriegsdienstverweigerer anerkannt. Er absolvierte einen Freiwilligendienst bei ASF, der als Ersatzdienst anerkannt wurde.
Thomas Krischer (geb. 1953): Meine Kriegsdienstverweigerung - Eine Entscheidung: allein gegen die Mehrheit
Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer durch Prüfungsausschuss, die dann wieder aufgrund eines Widerspruchs durch Kreiswehrersatzamt aufgehoben wurde; Ablehnung des Antrags durch Prüfungskammer führte zur Bereitschaft, Wehrdienst zu leisten, um dort antimilitaristisch zu wirken; keine Einberufung, weil Bundeswehr ihn dann gar nicht wollte.
Klaus Zühlke-Robinet (geb. 1953): Von der Willens- zur Gewissensentscheidung. Mein langer Weg bis zur Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer
Wurde wegen KDV-Antrag nach der Musterung zur Bundeswehr eingezogen; während Wehrdienstzeit wurde Antrag sowohl vom Prüfungsausschuss als auch von der Prüfungskammer abgelehnt; Klage vor dem Verwaltungsgericht war erfolgreich und führte zur Entlassung aus der Bundeswehr nach 9 Monaten; kein Zivildienst wegen Tauglichkeitsgrad „nicht zivildienstfähig“.
Gerfried Ferchau (geb. 1953): "Ich verweigere mich"
War aus religiösen Gründen früh zur Kriegsdienstverweigerung entschlossen und hat sich gründlich auf Verhandlung vorbereitet. Vom Prüfungsausschuss wurde ihm Recht auf Kriegsdienstverweigerung zuerkannt. Hat im Zivildienst wichtige Erfahrungen gemacht.
Robert Hülsbusch (geb. 1954): Befragung eines Kriegsdienstverweigerers
Wurde 1973 nach Abitur Soldat. Bei Schieß- und Infanteriegefechtsausbildung wurde klar, dass er nicht töten kann. Antrag auf KDV wurde von Prüfungsausschuss und -kammer abgelehnt. 15 Monate bei Bundeswehr und Erfahrungen mit KDV-Verfahren bewirkten, dass Friedenspolitik Lebensmittelpunkt wurde. Wurde 1982 nach erneutem Antrag von Prüfungsausschuss doch noch als KDV anerkannt.
Reinhard Glatzel (geb. 1954): "Ich bin nach wie vor überzeugter Pazifist"
Nachdem sein KDV-Antrag in allen drei Instanzen abgelehnt worden war, wurde er zur Bundeswehr eingezogen. Da er sich weiterhin als Kriegsdienstverweigerer verstand, hat er die Teilnahme am militärischen Dienst verweigert. Nach mehrmaligen Arrestaufenthalten empfahl eine Psychologin in ihrem Gutachten, dass er sofort aus der Bundeswehr entlassen werden soll.
Martin Höfflin-Glünkin (geb. 1955): Kriegsdienstverweigerung prägte meine eigene Biographie
Antrag auf KDV von Prüfungsausschuss und –kammer abgelehnt; geklagt, dann zunächst durch „Postkartenverfahren“ als Kriegsdienstverweigerer anerkannt; Widerruf nach Urteil des Bundesverfassungsgerichts; inzwischen zur Totalverweigerung bereit, doch dann aufgrund einer Vorerkrankung als „nicht wehrdienstfähig“ eingestuft.
Armin Lauven (geb. 1955): „Auch Zivildienst ist Kriegsdienst!“
Hat nach Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer Zivildienst geleistet und diesen zur Ausbildung als Krankenpflegehelfer genutzt. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Zivildienst und seiner Einbindung in die militärischen Strukturen und Befehlsgewalten der sog. Landesverteidigung führten zur Teilnahme an der Initiative „Verweigerung der Zivildienstüberwachung“.
Gerd Lange (geb. 1959): Nach fast drei Jahren und durch zwei Instanzen anerkannter Kriegsdienstverweigerer
Nach Einberufung zum Kriegsdienst Antrag auf Verweigerung; vom Prüfungsausschuss Antrag abgelehnt, doch zwei Jahre später und nach intensiverer Vorbereitung wurde er von der Prüfungskammer als Kriegsdienstverweigerer anerkannt; 16-monatiger Zivildienst in einem Stuttgarter Krankenhaus.
Willi Rester (geb. 1967): „Wer mich heute kennenlernt, hält es nicht für möglich, dass ich als Schüler ein Duckmäuser war.“
Auf einem Bauernhof in der Oberpfalz aufgewachsen, Gewerkschafter und wie in der konservativen Region üblich, Soldat; vor Reserveübung KDV-Antrag gestellt; Mitglied der DFG-VK, gründliche Vorbereitung auf mündliche Verhandlung, doch auf schriftlichem Weg anerkannt. Heute Bezirkssprecher der DFG-VK Oberpfalz, organisiert Friedensfahrradtouren.