Kriegsdienstverweigerer.
Unsere Geschichten

Das Recht auf Kriegsdienstverweigerung (KDV) wurde 1949 ins Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. Das war eine der Antworten auf den verbrecherischen Angriffskrieg Nazi-Deutschlands und der Barbarei, mit der über 22.000 Deserteure und Kriegsdienstverweigerer staatlicherseits im „Dritten Reich“ ermordet wurden.

Doch Generationen von jungen Männern wurde es dann ziemlich schwer gemacht, ihr Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung in Anspruch zu nehmen. Es war von Anfang an ein Skandal, dass dieses Grundrecht nur auf Antrag und nach staatlicher Überprüfung verliehen oder verwehrt wurde. Insgesamt gab es eine verheerende Bilanz der Prüfungsverfahren. Weit über eine Million Kriegsdienstverweigerer kamen zunächst nicht zu ihrem Recht und Hunderttausende überhaupt nicht. Der Staat organisierte Unrecht und junge Menschen wurden durch die Rechtsprechung hoffnungslos überfordert. Über 100.000 flohen ins wehrdienstfreie Berlin, Tausende ins Ausland, Ungezählte wurden krank, Einzelne nahmen sich aus Verzweiflung das Leben, Hunderte verweigerten den Militärdienst auch ohne Anerkennung trotz Schikanen und Freiheitsstrafen. Begleitet war die Missachtung des Grundrechtes von ständigen Diffamierungen und Vorwürfen der Drückebergerei. 

In der DDR wurde 1962 eine allgemeine Wehrpflicht eingeführt. Formal konnte dort der Militärdienst nicht verweigert werden. 1964 wurde ein waffenloser Dienst für Wehrpflichtige eingeführt, d.h. es wurde die Ableistung des Wehrdienstes ohne Waffe als Bausoldat möglich gemacht. Obwohl diese Möglichkeit bestand, wurden Bausoldaten in der DDR-Gesellschaft kritisch gesehen und bei Ausbildung und Berufswahl benachteiligt. Totalverweigerer, die auch den Ersatzdienst als Bausoldat ablehnten, mussten meistens eine längere Inhaftierung auf sich nehmen – wie das im westlichen Teil Deutschlands bei Totalverweigerern ebenfalls nicht selten der Fall war.

Persönliche Geschichten von Kriegsdienstverweigerern

Wir wollen auf unserer Website sichtbar machen, welchen Schwierigkeiten und Schikanen wehrpflichtige junge Männer insbesondere bis 1983 ausgesetzt waren, wenn sie in der Bundesrepublik Deutschland den Kriegsdienst verweigern wollten. Oder welchen Sanktionen sie ausgesetzt waren, wenn sie den Kriegsdienst total verweigert haben. Und es soll sichtbar werden, welche Konsequenzen Wehr- bzw. Waffendienstverweigerer in der DDR zu tragen hatten.

Wir wollen Betroffenen die Möglichkeit bieten, ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit der eigenen Kriegsdienstverweigerung aufzuarbeiten und diese auch öffentlich zu machen. Wir hoffen, dass dieses Erinnern zur Ermutigung sowohl von Betroffenen wie auch von Außenstehenden beitragen kann. Erinnern kann uns Kraft geben für unser gemeinsames Engagement für eine andere, gerechtere, friedvollere Welt. Zudem wollen wir damit den wichtigen Beitrag der Kriegsdienstverweigerung (BRD) und Wehr- bzw. Waffendienstverweigerung (DDR) zu einem zivilisatorischen Fortschritt würdigen, indem sich junge Männer geweigert haben, sich an der Waffe zum Töten ausbilden zu lassen. Sie haben zudem häufig Zivilcourage bewiesen, d.h. den Mut aufgebracht, unter teilweise schwierigen Umständen ihre Meinung offen zu äußern, zu vertreten, durchzufechten und damit Bereitschaft zur Verantwortung zu übernehmen.

Diese Website wurde am 15.02.2021 veröffentlicht und befindet sich im Aufbau. Nach und nach werden weitere Geschichten sowie Informationen veröffentlicht. Deshalb laden wir dazu ein, immer wieder einmal auf der Seite vorbeizuschauen.

Schreibt eure Erfahrungen auf!

Wir laden Betroffene dazu ein, uns Berichte über biografische Erfahrungen im Zusammenhang mit der eigenen Kriegsdienstverweigerung (BRD) oder Wehrdienst- bzw. Waffendienstverweigerung (DDR) zukommen zu lassen. Wir erhoffen uns, dass dadurch ein buntes Bild ganz verschiedenartiger Erfahrungen und Wege zusammenkommt.